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Sylt - Ein Hauch von Leichtigkeit

Was haben wir erwartet, als wir nach Sylt aufgebrochen sind? Wie haben wir uns Sylt vorgestellt? In unseren Gedanken haben wir uns ausgemalt, wie Menschen lachend und neugierig die Einkaufsstraßen erkunden. Vielleicht baumeln da an dem einen Arm die neu errungenen Schätze in bunten Papiertüten und in der anderen Hand halten sie ein Fischbrötchen, während sie auf der Düne stehen und auf das weite Meer blicken. Ankermotive, Möwen, Fischerboote und das maritime Flair – das haben wir erwarten, als wir nach Sylt gefahren sind. Doch es hat uns überwältigt, was wir dann tatsächlich vorgefunden haben.


Es war die friedvolle Stille, die unsere Herzen berührt hat.

 

Es war das aufgewühlte und gleichzeitig so beständig ruhige Meer.

 

Es war der Wind, der unsere Haare zerzauste und die Sonnenstrahlen, die unsere Gesichter wärmten.

 

Es war die ungezähmt, wilde und wunderschöne Küstenlandschaft, die uns ehrfürchtig erstaunen ließ.

 

Es waren die leuchtenden Farben, die jeden einzelnen Sonnenuntergang so einzigartig werden

und uns eine Gänsehaut bescheren ließ.

 

Es war genau das, was wir so dringend benötigt hatten.

 

Es war unsere gewählte Einsamkeit mitten in einer rauen, wettergegerbten Landschaft.


Von der Überfahrt auf dem Autozug haben wir nicht viel mitbekommen. Die Dunkelheit umgab uns bereits, als wir vorbei an den Häusern, Deichen und der Nordsee sausten. Es war kein klassisches Willkommen heißen und doch genau das Richtige für uns. Denn als wir am nächsten Morgen ausgeruht erwachten, spürten wir, wie unsere Neugier zurückkehrte und nach neuen Abenteuern verlangte. So wundert es wahrscheinlich niemanden, dass wir zuerst den Strand auskundschafteten. 5 Minuten von unserer Unterkunft entfernt, nur die Straße hinunter, die Düne hinauf und schon waren wir angekommen - angekommen, an dem Ort, an dem wir die nächsten 9 Tage verbringen würden. Ein Gefühl des Glücks durchdrang uns. Genau dieses Gefühl hatten wir in den letzten Monaten so schmerzlich vermisst - die Neugier, die Abenteuerlust, das Gefühl der Leichtigkeit und Freiheit.

 Gleich am ersten Tag erkundeten wir verschiedene Ecken der Insel, und waren überrascht, wie stark sich das Wetter innerhalb von wenigen Kilometern veränderte. Strahlend blauer Himmel zu verhangenen, grauen Wolken über prasselndem Regen und dichtem Nebel. Sonne gegen Regen – blauer Himmel gegen Nebelschwaden – Wärme gegen Kälte - wir erlebten schwankendes Wetter innerhalb weniger Minuten. Abschrecken konnte uns das nicht. Ganz im Gegenteil! Wir fanden es unfassbar spannend und auf diese ureigene Art faszinierend. Uns präsentierten sich einige Naturgewalten und genau das war es auch, wonach wir uns gesehnt hatten.

So können wir auch keine „Highlights“ festlegen. Es war doch einfach das Gesamtpaket. Jeder Ort auf der Insel hatte seinen ganz eigenen Charme, der uns in seinen Bann gezogen hat.

 

Lange Spaziergänge durch weichen Sand, Wellen, die uns teilweise unerwartet überraschten, Muscheln in sämtlichen Größen und Farben – das erwartete uns, als wir zum nördlichsten Punkt Deutschlands am sogenannten Ellenbogen aufbrachen. Und ehrlich gesagt hatten wir nicht damit gerechnet, an einem solch paradiesischem Sandstrand zu landen.

Mehr als begeistert hat uns auch die Uwe Düne, zu deren Besteigung ganze 110 Stufen erforderlich waren. Oben angekommen wurden wir vom Wind förmlich umgepustet. Den Mantel eng an den Körper gedrückt, um uns zumindest etwas warm zu halten, hebten wir erst im zweiten Moment den Blick und wurden mit einer atemberaubenden Sicht über die weite Landschaft Sylts belohnt. Das kleine "Sportprogramm" und das Frieren hatte sich also mehr als gelohnt!

Doch neben diesem „kleinen“ Aufstieg schlängelten sich kleine Holzstege durch die Vegetation, ein Stück an der Küste entlang, bis hinab zu einem großen, steilen Sandberg. In rasender Geschwindigkeit ließen wir uns hinunter purzeln und fühlten uns unfassbar leicht, frei und unbeschwert.

 Ein krönender Sonnenuntergang an der roten Steilküste beendeten dieses kleine Abenteuer und entlockte uns dieses wundervolle warme, wohlige Gefühl der Geborgenheit und des Glücks.

Ein Spaziergang in Keitum hat uns die Architektur bewundern lassen. Ein Reetdach Häuschen reihte sich an das Nächste. Irgendwie verwunschen und doch in moderner Eleganz strahlten die Häuser eine urige Gemütlichkeit aus, dass nur noch der wettergegerbte, Pfeife rauchender Seemann etwas fehlte.

Auf dem Deich des Rantumer Beckens durften wir die stürmische Seite der Insel kennenlernen. Leicht nach vorne gebeugt und gegen den eisig kalten Wind ankämpfend suchten wir leider vergeblich nach den wollig, weißen Schafen, die wir auf dem Deich vermutet hatten. Doch nicht desto trotz boten sich hier und da einige Gelegenheiten schöne Erinnerungen fotografisch festzuhalten.

Das Morsumer Kliff zog uns dann wieder vollständig in seinen Bann. Ein kleiner schmaler Pfad bahnte sich seinen Weg durch die hohen Dünen, die im Wind hin und her wehten. Ein paar Schlenker weiter eröffnete sich uns die Möglichkeit direkt an der Klippe entlang zu wandern. Auf der rechten Seite die hohen Dünen und auf der linken Seite der Abgrund und die Weite der Nordsee.

Sylt überraschte uns mit wunderschönen Flecken, die sich nahtlos aneinander fügten und den Charme dieser Insel ausmachten. Unsere Nähe zum Meer stellte noch das i-Tüpfelchen dieses unvergesslichen Aufenthalts dar und ermöglichte uns einige der wundervollsten Sonnenuntergänge zu betrachten, die wir gemeinsam genießen durften.

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