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Babywunsch

Plötzlich war er da. Ein tiefer Wunsch. Die Sehnsucht nach einem kleinen Baby. Ich kann nicht genau sagen, woher er kam, doch eines Tages hatte er seinen Platz in meinem Herzen gefunden. Tief verankert und seitdem nicht mehr wegzudenken. Sehnsucht machte sich in mir breit. Die Gedanken kreisten um ein kleines Wesen, das irgendwann einmal zu uns gehören würde. Eine Familie sind wir beide schon lange, doch ich fühlte, dass wir noch nicht komplett waren.

 

Meine Aufmerksamkeit verschob sich. Plötzlich sah ich ständig und überall Kinderwagen, Babys auf den Armen ihrer Mütter, kleine bunte Strampler in den Geschäften und hörte das Toben der Kinder auf dem Spielplatz. All das gab es schon vor diesem einen Tag, doch erst jetzt nahm ich ihre Geräusche und Umrisse deutlich wahr. Wie Schatten, die ins Helle traten und sichtbarer wurden.

 

Die Sehnsucht wurde stärker. Doch mit ihr wurde aus dem Wunsch eine Belastung. Meine Gedanken wurden lauter. Meine Traurigkeit wurde größer. Ich fühlte mich bereit. Doch der richtige Zeitpunkt war noch nicht gekommen. Irgendwann einmal ganz sicher, doch gerade jetzt noch nicht.

 

Meine Sehnsucht belastete mich. Die Suche nach einer Lösung begann. Der Gedanke „noch nicht“ konnte mich nicht beruhigen. Zu stark war der Wunsch nach einem kleinen Baby. Auch die Gedanken „wenig Schlaf, viel Geschrei, keine Zeit für mich, …“ ließen den Wunsch nicht verblassen. Geholfen haben Gespräche mit meinem Mann, meinen Freundinnen und Freunden. Der Austausch und das liebevolle Aufgefangen werden von Menschen, denen ich meine Gefühle anvertrauen konnte. Geholfen hat auch die Überlegung, was ich bis dahin alles erledigt haben möchte. Was kann ich vielleicht abschließen, um dann gedanklich ganz beim Kind sein zu können? Was kann ich für mich noch ordnen – sowohl äußerlich als auch innerlich?

 

Einige Punkte habe ich sicherlich für mich gefunden und versucht, meinen Fokus wieder auf diese Dinge zu richten. Mehr auf Lernen, Prüfungen und Studium abschließen als auf die unbeholfenen ersten Schritte eines Kleinkindes an den Händen der Eltern. Mich besser kennenzulernen, Ängste bewusst wahrzunehmen und mich intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen, um Platz zu schaffen für ein Wunder, das irgendwann in unser Leben treten wird. Die Gewissheit darüber ruhte in mir und das gab mir Kraft, mich wieder auf meinen Alltag einzulassen. Denn ist das Wissen darum nicht auch der erste Schritt, um sich auf eine Lebens verändernde Entscheidung einzustellen?

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