Für uns begann das erste Trimester mit dem positiven Schwangerschaftstest. Natürlich starteten wir an dieser Stelle nicht bei Woche 0, doch immerhin schon bei Woche 2 bis 3. Unser kleines Baby war noch so groß wie ein Mohnkorn und es war kaum vorstellbar, dass aus diesem winzigen und kaum sichtbaren „Krümel“ ein kleines Menschlein wird. Doch aus einem kleinen Korn wurde schnell so viel mehr. Die Herzkammern bildeten sich, das Rückenmark und plötzlich war ein Kopf ersichtlich, der viel größer war als der restliche Körper. Ein Kopf entstand und damit Augen, eine Nase und Ohren und schließlich sogar richtige Gesichtszüge. Aber auch der Körper machte schnell Fortschritte. Ansätze von Armen und Beinen kamen zum Vorschein. Kleine Paddeln bildeten sich, aus denen mit der Zeit Hände und Füße wurden.
Woche um Woche oder eher Tag um Tag erschuf mein Körper unglaubliches - ein richtiges kleines Wunder. Doch während in kürzester Zeit unfassbar viel passiert, gingen die Veränderungen auch nicht ganz spurlos an mir vorüber. Kaffee schmeckte mir überhaupt nicht mehr und bleierne Müdigkeit und Übelkeit waren mein ständiger Begleiter. So saß ich oft am Schreibtisch und erwischte mich, wie ich dabei war, im Sitzen einzuschlafen. Gegen die Übelkeit halfen nur etwas Reiswaffeln, frische Luft und manchmal auch sanftes Yoga. Ich las etliches darüber, welche Lebensmittel nun alles für die nächsten Monate für mich Tabu sind. Doch je mehr Aufzählungen ich durchging, desto mehr musste ich innerlich schmunzeln, denn mich betrafen diese „Einschränkungen“ durch die vegane Ernährung überhaupt nicht. Natürlich informierte ich mich genau, wie sich mein Nährstoffbedarf nun verändern würde, welche Anpassungen ich vornehmen und worauf ich im Speziellen achten sollte. Ich stellte schnell und erleichtert fest, dass das für mich keine große Herausforderung darstellen würde. Was mich jedoch extrem störte, war die Verunsicherung, die durch Schwangerschaftslektüren und veralteten und nicht wissenschaftlich belegten Äußerungen diesbezüglich umher geisterten. Außerdem fand ich es alles andere als hilfreich, etliche Symptome aufgezählt zu bekommen, die einen in den ersten drei Monaten begleiten können. Sehr detailliert und Angst einflößend – ein bisschen so, als würden alle einem sagen wollen, dass es nur darum geht, das erste Trimester bloß irgendwie zu überstehen. Aber was ist mit der Freude über den positiven Schwangerschaftstest? Was ist mit der Vorfreude auf unser kleines Baby? Was ist mit der wunderschönen Veränderung vom Paar zur Familie? Stattdessen gab es Statistiken darüber, wie oft Frauen ihr Kleines in den ersten zwölf Wochen wieder verlieren würden. Und sicher ist Aufklärung wichtig und mitunter hilfreich festzustellen, dass man nicht alleine ist, wenn es schlimmstenfalls passiert. Doch noch ist alles gut. Warum sollte ich mich daher unnötig ängstigen oder sorgen? Denn was ist wohl besser für unser kleines Wunder? Eine angespannte, verunsicherte und überaus besorgte Mama oder eine, die positiv nach vorne schaut und erfüllt ist vor lauter Freude?

Im Laufe der Wochen bemerkte ich eine neue Sensibilität an mir. Meine Gefühle schwankten zwar nicht im Sekundentakt, doch sie fühlten sich viel intensiver an. Eine neue Form der Verletzlichkeit zeigte sich und der große Wunsch, unser Baby, mich und uns vor möglichen Gefahren zu schützen. Ich nahm selbst kleinste Schwingungen wahr, für die ich erst einmal Zeit brauchte, um sie für mich einzuordnen. Und wenn man genauer darüber nachdenkt, macht es durchaus Sinn, sich diese Zeit auch zu nehmen.
Denn in welchem Umfeld und in welcher Umgebung soll unser kleines Baby aufwachsen? Welchen Einflüssen soll es ausgesetzt sein? Und welchen auch nicht? Einiges im eigenen Leben zu hinterfragen, spielt in der Schwangerschaft generell sicher eine große Rolle.
Also was war tatsächlich hilfreich und wichtig im ersten Trimester?
Festzustellen, dass alleine unsere Intuition uns die Richtung weist, die wir einschlagen sollten. Vorhandene Symptome lindern, die zu lindern sind. Über das Wunder staunen, das gerade in meinem Körper heranwächst. Zu versuchen, die Veränderungen ansatzweise zu begreifen, die nun auf einen zukommen mögen. Und vor allem diese unbändige wunderschöne Freude dieses neuen Lebens zu spüren und zu genießen.
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