Kennst Du die folgenden Gedanken oder Sätze von Dir?:
- „Immer ich!“
- „Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt!“
- „Warum fängt es immer dann an zu regnen, wenn ich draußen etwas unternehmen möchte?“
- „Auf der Arbeit ist es mal wieder total anstrengend. Wieso wird eigentlich sämtliche Arbeit bei mir abgeladen?“
- „Es nervt mich dermaßen, dass mein Partner überall seine Sachen rumliegen lässt. Ständig stolpere ich darüber und letztendlich muss ich das dann aufräumen.“
- „Ich habe es wirklich schwer im Leben.“
Hast Du dich bei dem einen oder anderen Satz wieder erkannt? Wenn Du dich in deinem Alltag etwas genauer beobachtest, wirst Du vielleicht feststellen, dass das Jammern bereits zu einem festen Bestandteil in deinem Leben geworden ist.
Doch warum jammern wir überhaupt ?

Jammern kann unsere Art des Umgangs mit einer Situation sein, die uns überfordert, traurig oder wütend macht. Wenn wir jammern, geht es uns nicht sonderlich gut. Das Jammern dient uns dann als Ventil. Das kann einerseits ganz hilfreich sein, denn wir weisen uns selbst darauf hin, dass etwas nicht in Ordnung ist. Doch anstatt nach einer Lösung für das Problem zu suchen, konzentrieren wir uns lieber auf all das, was nicht gut läuft, und das führt wiederum zu einer Verstärkung unserer negativen Gefühle.
Jammern kann den Weg zur Selbsterkenntnis ebnen, denn dadurch dass wir bemerken, was uns fehlt und was uns zu viel wird, zeigt uns das Jammern unsere Wünsche und Grenzen auf.
Jammern weckt das Gemeinschaftsgefühl in uns. Wenn wir in einer Gruppe zusammenstehen und eine Person fängt an, über das schlechte Wetter zu schimpfen, steigen die meisten Menschen direkt darauf ein. Eine Gemeinschaft tut uns gut. Sie bestärkt uns und kann uns als Rückhalt dienen. Doch möchtest Du wirklich zu einer Gruppe dazugehören, die über das schlechte Wetter flucht? Möchtest Du dich lieber im Leid oder Glück vereint fühlen?
Jammern hilft uns dabei, Aufmerksamkeit und Zuwendung zu bekommen und Trost zu erfahren. Doch dürfen wir nicht vergessen, dass die Zuwendung, die wir durch das Jammern erhalten, ist nur von kurzer Dauer ist. Ein paar liebe, verständnisvolle Worte tun uns sehr gut, doch direkt im nächsten Moment sehnen wir uns nach weiterer Beachtung. Und bevor wir uns versehen, ist das Jammern für uns zur Gewohnheit geworden.
Es ist jedoch eine Gewohnheit, die eher wie ein Trostpreis zu sehen ist. Wir können uns unserem Leid richtig hingeben, doch verändern wird sich dadurch nichts. Ganz im Gegenteil! Dadurch dass sie nichts ändert, sind wir vielmehr noch enttäuscht und haben einen weiteren Grund, um zu jammern. Ein Teufelskreis beginnt.
Wie kann ich mit dem ewigen Jammern aufhören ?

Der erste Schritt ist die Erkenntnis, dass Dir jammern schadet. Natürlich kann es auch einmal entlastend sein, doch wie Du bereits gelernt hast, überwiegen die Nachteile doch gewaltig. So verschwendest Du jedes Mal kostbare Zeit und Energie, die für andere Dinge gewinnbringender einsetzen könntest.
Danach ist es wichtig, dass Du merkst, wenn du jammerst. Bisher hast Du wahrscheinlich regelmäßig gejammert, wenn irgendetwas nicht ganz nach deinen Vorstellungen gelaufen ist. Doch nimmst du es wahr, wenn du deine Unzufriedenheit auf diese Weise rauslässt? Wahrscheinlich überhaupt nicht oder in den seltensten Fällen. Daher hol dir Unterstützung. Erzähle deinem Umfeld, dass du mehr darauf achten möchtest, und bitte darum, jedes Mal eine Rückmeldung zu bekommen, wenn du gerade dabei bist, wieder zu jammern. So wirst du schneller darauf aufmerksam, und kannst dementsprechend dagegen steuern.
Der dritte Schritt besteht nun darin, etwas an dem Umstand zu verändern, der dich stört. Manchmal kann es im Außen liegen, doch oftmals findest du die Lösung in deinen eigenen Einstellungen. Du kannst das Wetter beispielsweise nicht verändern, dir jedoch sagen, dass du es dir stattdessen Zuhause gemütlich machen oder dich dem Wetter entsprechend anziehst wirst.
Überlege dir auch, was in deinem Leben schön ist und gut läuft. Du hast die Macht, deine Gedanken in die ein oder andere Richtung zu lenken – also mache es dir doch etwas leichter und versuche an etwas Positives zu denken.
Und der fünfte Schritt ist dein Umgang mit anderen Menschen, die jammern. Mache sie vorsichtig darauf aufmerksam, in dem Du ihnen ganz in Ruhe erklärst, wie du mit dem Thema in Berührung gekommen bist, welche Erkenntnisse du für dich mitnehmen konntest, und wie du gerade versuchst, das Jammern aus deinem Leben zu verbannen. Wenn die Situation solch ein Gespräch gerade nicht ermöglicht, kannst du auch einfach dein Gegenüber unterbrechen und das Gesprächsthema in eine positive Richtung lenken. Erzähle deinem Gegenüber etwas Schönes, das du erlebt hast oder frage, nach der tollsten Reise oder nach den Dingen, für die er oder sie dankbar ist. Und wenn das auch nicht helfen sollte, kannst du für dich entschließen, dass dir das gerade nicht gut tut und du daher woanders hin gehst. Es ist dein Leben, und du entscheidest, mit wem und womit du dein Leben füllen möchtest.
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